Zum Hauptinhalt springen Zur Suche springen Zur Hauptnavigation springen

Hybrid, aber souverän – IT-Architekturen im Realbetrieb

#Cloud Repatriation
Artikelreihe Zwischen Cloud und On-Prem: Digitale Souveränität neu denken

Teil IV: Hybrid, aber souverän – IT-Architekturen im Realbetrieb

Wie Cloud und On-Prem integriert funktionieren – mit einem Blick auf technische Voraussetzungen und reale Projektpraxis.

Hybride Infrastrukturen gelten vielerorts als zeitgemäße Antwort auf die Anforderungen moderner IT: flexibel, skalierbar, kombinierbar. Doch wie funktioniert das in der Praxis – ohne Kontrollverlust, ohne Brüche, ohne übermäßige Komplexität?

Dieser Artikel zeigt, wie hybride Architekturen technisch umgesetzt werden können, welche Voraussetzungen dafür entscheidend sind – und worauf es bei Eigenbetrieb, Integration und strategischer Steuerbarkeit ankommt. Mit einem realen Projektbeispiel aus der Medienbranche.

Hybride Realität – strategisch naheliegend, technisch anspruchsvoll

Nur wenige Organisationen setzen heute auf reine Cloud-Infrastrukturen. Zu unterschiedlich sind die Workloads, zu komplex die Anforderungen, zu hoch die Anforderungen an Kontrolle, Integration und Kostensteuerung.

Hybride Infrastrukturen – also das Zusammenspiel von On-Premises-Systemen mit Public- oder Private-Cloud-Ressourcen – bilden daher in vielen Fällen den realistischsten Weg. Sie ermöglichen:

  • technische Flexibilität bei gleichzeitigem Eigenbetrieb kritischer Komponenten,
  • Integration vorhandener Systeme in moderne Betriebsmodelle,
  • und eine abgestufte Steuerung von Datenhoheit, Performance und Betriebskosten.

Doch der Aufbau solcher Architekturen ist technisch anspruchsvoll. Wer Cloud und On-Prem nicht nur parallel, sondern integriert betreiben will, benötigt:

  • eine konsistente Virtualisierungs- oder Containerplattform,
  • abgestimmte Zugriffskonzepte und Identitätsmanagement,
  • eine verlässliche Netzwerkinfrastruktur mit geringer Latenz,
  • sowie ein Monitoring, das alle Komponenten zusammenführt.

Die eigene Infrastruktur „cloudy“ machen

Moderne On-Premise-Umgebungen sind heute längst nicht mehr statisch, sondern hochautomatisiert und cloud-nah im Design. Viele Unternehmen bauen sich eine Private Cloud, die funktional kaum noch von Public-Cloud-Umgebungen unterscheidbar ist. Bausteine sind unter anderem:

Virtualisierung & Containerisierung

  • Klassische Hypervisor-Plattformen wie VMware vSphere, Proxmox oder Hyper-V
  • Container-Orchestrierung mit Kubernetes, z. B. mit Rancher, OpenShift, MicroK8s
  • Einsatz von Infrastructure-as-Code (z. B. mit Terraform, Ansible) zur Provisionierung von Ressourcen
  • Self-Service-Portale, über die Fachabteilungen virtuelle Maschinen, Speicher oder Datenbankinstanzen eigenständig anfordern können

Identity Management & Sicherheit

  • Integration von Azure AD Connect, SAML, OAuth2, um Single Sign-On über alle Systeme hinweg zu ermöglichen
  • Umsetzung des Zero-Trust-Prinzips: granulare Berechtigungen, MFA, Netzsegmentierung
  • Monitoring, Logging und Auditing über Plattformen wie Prometheus, ELK-Stack, Splunk

Storage & Performance

  • Einsatz von All-Flash-Storage, NVMe-oF, hyperkonvergenten Infrastrukturen (HCI)
  • Kombination von Primärspeicher (z. B. U.3-NVMe) mit Tiered-Storage für Langzeitdaten
  • Nutzung von Backup-to-Cloud oder Disaster-Recovery-as-a-Service für zusätzliche Sicherheit

Fallbeispiel: Virtualisierungs-Cluster für ein Medienunternehmen – leistungsfähig, skalierbar, souverän

Ein praxisnahes Beispiel für eine moderne, souveräne On-Premise-Infrastruktur mit Cloud-naher Funktionalität ist das Projekt eines international tätigen Medienunternehmens, das 2024 gemeinsam mit Memorysolution und Mustang Systems umgesetzt wurde.

Ziel war der Aufbau einer virtualisierten Plattform, die sowohl den hohen Performancebedarf im redaktionellen und produktiven Umfeld erfüllt als auch langfristig skalierbar, ausfallsicher und integrationsfähig bleibt – ohne externe Abhängigkeiten.

Ausgangssituation & Anforderungen

Die IT-Abteilung des Medienhauses suchte eine Plattform zur Virtualisierung von etwa 200 produktiven Workloads, darunter Redaktionssysteme, Datenbanken, Kollaborationsdienste sowie interne Tools für Video- und Mediendatenverarbeitung.

Die Anforderungen im Überblick:

  • Hohe Verfügbarkeit und Redundanz auf allen Ebenen
  • Schneller NVMe-Zugriff für latenzsensitive Anwendungen
  • Großvolumiger HDD-Storage für Langzeitarchivierung
  • Skalierbarkeit für wachsende Anforderungen in der Produktion
  • Nahtlose Integration in bestehende Infrastruktur (u. a. Active Directory, Monitoring, Backup)

Zudem sollte die Plattform vollständig lokal betrieben werden, um maximale Kontrolle über Daten, Konfigurationen und Sicherheitsmechanismen zu behalten.

Technische Umsetzung

Die Lösung basiert auf einem dreiknotigen Proxmox-Cluster, ergänzt durch leistungsstarke Storage-Infrastruktur und ein durchdachtes Netzwerkdesign. Die Konfiguration im Detail:

Compute-Ebene (Virtualisierungs-Cluster)

  • 3× Supermicro A+ Server 2125HS-TNR
  • Jeweils ausgestattet mit
    • 2× AMD EPYC™ 9554 (je 64 Cores)
    • 1.536 GB DDR5 RAM pro Node
    • 10× 7,68 TB NVMe-SSDs (Samsung PM9A3) pro Node

Storage-Infrastruktur

  • Anbindung über Broadcom 9500-8e HBAs
  • 3× Supermicro 847E1C-R1K23JBOD mit jeweils 44 Bays
  • Gesamt-Storage-Kapazität:
    • 230 TB NVMe-Primärspeicher
    • 1,5 PB HDD-Archivspeicher (tiered, energieoptimiert)

Netzwerk

  • Vollredundanter 100 Gbit/s-Backbone mit multiplen Uplinks
  • Separate VLAN-Segmente für Management, Storage, VM-Traffic und Backup
  • Anbindung an zentrales Firewall-Cluster und Monitoring-System

Ergebnis: Cloud-Komfort mit On-Prem-Souveränität

Die Lösung wurde als schlüsselfertiges Gesamtsystem übergeben – inklusive Rack-Integration, Konfiguration der Storage-Tiers, Netzwerkdesign und Dokumentation. Die Plattform läuft seitdem im Produktivbetrieb und erfüllt folgende Ziele:

  • Minimale Latenzzeiten für mediennahe Anwendungen, darunter Videobearbeitung und Schnittsysteme
  • Höchste Ausfallsicherheit dank Dual-Redundanz auf Compute- und Storage-Ebene
  • Flexibilität für künftige Erweiterungen – sowohl für neue Nodes als auch für Containerplattformen
  • Souveränität durch vollständigen Eigenbetrieb ohne externe Cloud-Anbieter
  • Kompatibilität mit DevOps- und Automatisierungsansätzen, u. a. via Terraform-Module und Ansible

Warum dieses Projekt beispielhaft ist

Dieses Szenario zeigt exemplarisch, wie eine moderne IT-Plattform gestaltet werden kann, die die Stärken der Cloud (Elastizität, Self-Service, Skalierbarkeit) mit den Vorteilen von On-Premises (Datenhoheit, planbare Kosten, regulatorische Sicherheit) verbindet. Statt einem „Entweder-oder“ wurde hier ein „Sowohl-als-auch“ realisiert – mit klarer strategischer Kontrolle.

Die Entscheidung für Proxmox als Virtualisierungsplattform, kombiniert mit hochwertiger Server- und Storage-Hardware, erlaubt dem Unternehmen, künftige Entwicklungen wie Containerisierung, Edge-Workloads oder Backup-to-Cloud-Strategien flexibel zu integrieren.

zur vollständigen Case Study

Fazit: Hybrid ist mehr als eine technische Verbindung – es ist ein strategisches Betriebsmodell

Die Realität vieler IT-Landschaften ist nicht binär. Es gibt nicht „die Cloud“ und „das Rechenzentrum“, sondern eine Vielfalt an Anforderungen, Risiken, Erwartungen und Technologien. Wer Hybrid als strategisches Betriebsmodell versteht, kann diese Komplexität beherrschen – und in einen Vorteil verwandeln.

Dabei gilt:

  • On-Premise ist kein Altlast, sondern ein strategisches Werkzeug.
  • Cloud ist kein Standard, sondern ein Baustein unter vielen.
  • Hybrid ist kein halber Weg, sondern ein intelligenter Entwurf – wenn man ihn richtig plant.

Ausblick auf Teil 5

Im abschließenden Beitrag dieser Serie fassen wir zusammen, welche Faktoren heute über nachhaltige Infrastrukturstrategien entscheiden – mit einer praxisorientierten Checkliste für technische Entscheider:innen.

Planen Sie ein hybrides Architekturprojekt oder stehen Sie vor einer Neuausrichtung Ihrer Infrastrukturstrategie?

Wir begleiten Sie mit fundiertem Systemdesign, leistungsfähiger Hardware und praktischer Erfahrung aus anspruchsvollen Branchen.